Ehemalige FmKp 946

Elo-Ausstrahlungen und deren Aufklärung

Beispiel SA-11

Das Buk M1 (NATO-Code SA-11 Gadfly) ist ein sowjetisches Mittelstrecken-Flugabwehrraketensystem mit Feststoff-Antrieb und radargestützter Zielerfassung. Das System dient zur Abwehr von Kampfflugzeugen, Hubschraubern sowie Cruise Missiles.

Eine Gadfly-Batterie besteht aus je einem Radar- und Kommandofahrzeug und vier TELAR(1)-Startfahrzeugen mit je vier Flugkörpern. Das System kann bis zu sechs Ziele gleichzeitig bekämpfen. Die Reaktionszeit von der Zielerfassung bis zum Abfeuern der Rakete beträgt 22 Sekunden.

Batterie:

  • 1 × Suchradar SNOW DRIFT (9S18M2 Kupol-2)
  • 1 × 9S470-Kommandostation
  • 4 × 9A310-Start- und Transportfahrzeug TELAR(1)- (Mobile Raketenstartrampe) für die Lenkwaffen sowie das auf demselben Fahrzeug untergebrachte Feuerleitradar (2S35)
  • 4 × 9M38-Lenkwaffen pro Startrampe

(1) TELAR: transporter erector launcher and radar

Ein Feuerleitradar (FLR), auch „Verfolgungsradar“, „Folgeradar“ oder „Zielverfolgungsradar“) dient der Lenkung von radargesteuerten Lenkflugkörpern und Flugabwehrkanonen. Dabei wird ein bewegliches Ziel mit einem Radarsystem verfolgt oder ein unbewegliches Ziel erfasst mit dem Zweck, die so ermittelte Position manuell oder automatisch an ein Waffensystem weiterzugeben.

Feuerleitradare unterscheiden sich in Aufbau und Funktionsweise wesentlich von Suchradaren. So können sie in der Regel nicht selbstständig Ziele aufklären, da ihre spezielle Konstruktion mit sehr hoher Impulsfolgefrequenz, schmaler Hauptkeule und kurzen Sendeimpulsen für eine großflächige Zielsuche ungeeignet ist. Daher muss als Ergänzung ebenfalls ein Suchradar vorhanden sein, welches für das Feuerleitradar die genaue Position des Zieles ermittelt. Erst dadurch wird es dem Feuerleitradar ermöglicht, sich auf das Ziel auszurichten, es zu erfassen und kontinuierlich zu verfolgen (engl. Tracking). Nun kann das Feuerleitradar, bedingt durch seine besonderen Konstruktionsmerkmale, ununterbrochen Zieldaten mit sehr hoher Präzision liefern, welche zur Steuerung von halbaktiven Lenkflugkörpern notwendig sind und nicht von einem Suchradar geliefert werden können.

Bei der Steuerung mit halbaktivem Radar-Verfahren wird das Ziel von dem Feuerleitradar permanent „beleuchtet“ und die Rakete folgt den reflektierten Mikrowellen.

 

Schematische Darstellung des E-scope (links) und des B-scope (rechts) (ε- Sichtgerät und β- Sichtgerät) im russischen FlaRaketenkomplexe S-75 „Wolchow“ in der Maßstabsdarstellung 75 km.

Am unteren Rand sind die Festziele zu sehen. Im E-scope sind diese an der rechten Bildhälfte stärker zu sehen, weil hier das Antennendiagramm näher am Erdboden ist. Die dünnen duchgezogenen und im regelmäßigen Abstand gezeigten waagerechten Linien sind die Entfernungsmarken (Raster: 5 km).

Die senkrechte linie ist die jeweilige Winkelmarke als Teil eines Fadenkreuzes (mit einer zusätzlichen Entfernungsmarke).

Die gepunkteten Linien sind die Grenzen der Vernichtungszone der Raketen. Die Nahgrenze ist hier bei etwa 7 km gezeigt, die Ferngrenze ist aufgeteilt in aktiven und passiven Flug der Rakete. Im E-scope (links) sind am unteren Rand nahe der Winkelmarke die drei Kontrollimpulse für die Raketen zu erkennen.

Bei einem B-Scope wird in der Abszisse der Seitenwinkel (Azimut) angetragen und in der Ordinate die Entfernung. Diese Form der Sichtgeräte wird bei Feuerleitradargeräten bevorzugt.

Die Azimutwerte sind meist durch Handräder verschiebbar (Es wird dann die gesamte Antenne in die neue Richtung gedreht). Die Bildschirmmitte ist in der Regel dann die Hauptempfangsrichtung der Antenne. Der Seitenwinkelbereich wird durch eine elektromechanische oder elektronische Strahlschwenkung überstrichen.

 

Genauer gesagt:

Bei der halbaktiven Zielsuchlenkung (englisch Semi-Active Radar Homing (SARH)) wird das Ziel vom Zielverfolgungs-Radar des FlaRak-Systems angestrahlt, die Rakete findet durch die vom Flugzeug reflektierten Radarwellen ins Ziel. Sie steuert auf das vom Boden beleuchtete Ziel und hat selbst kein aktives Radar und keinen anderen Sensor.

Nachteil dieses Verfahrens ist die hohe notwendige Radarleistung, da der Empfänger in der Rakete eine geringere Empfindlichkeit hat als eine bodengestützte Antenne. Diese Leistung muss das Bodenradar zudem bis zur Zerstörung des Ziels aufrechterhalten, was die Flugabwehrraketen-Batterie empfindlich für Elo-Aufklärung und Gegenangriffe durch Anti-Radar-Raketen macht. Deren erstes Muster war die 1963 erstmals verfügbare AGM-45 Shrike; deren moderner Nachfolger ist die auch von deutschen Tornados im Kosovokrieg gegen Serbien eingesetzte AGM-88 HARM.

Das Feuerleitradar des SA-11-Systems arbeitet im H/I-Band (Frequenzbereich zwischen 6 GHz und 10 GHz) und ist auf dem Startfahrzeug montiert. Es beginnt mit der Zielaufschaltung bei der Höchstreichweite der Rakete von 32 km und einer maximalen Höhe von 15 bis 22 km, je nach Modell.

Die ELO-Aufklärung

Elektronische Aufklärung (engl.: Electronic Intelligence - ELINT) bezeichnet die Auffassung und Auswertung von elektromagnetischer Strahlung, die nicht zur Kommunikation genutzt wird, mit dem Ziel, Informationen über den Emitter, einschließlich gegebenenfalls zugehöriger Waffensysteme, zu gewinnen.

Elektromagnetische Strahlung wird aufgefasst, zum Teil aufgezeichnet und analysiert. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dem Aufklärungsverbund als Beitrag zu einem Gesamtlagebild zur Verfügung gestellt und dienen unter anderem als Grundlage für Elektronische Schutzmaßnahmen.

Die ELO-Aufklärung dient der Gewinnung von Informationen über den Standort, die Bewegung, den Einsatz und die Aktivitäten von Strahlungsquellen und zugleich über die zugehörigen Einheiten/Verbände und Waffensysteme eines Gegners. Neben explizit für diese Aufgabe vorgesehene Plattformen werden Waffensysteme mit Empfängern ausgerüstet, die gewonnene Daten direkt für taktische Selbstschutzmaßnahmen (zum Beispiel Ausweichmanöver) und Elektronische Gegenmaßnahmen nutzen.

Eine häufige Anwendung findet ELINT im Bereich der Aufklärung der gegnerischen Luftverteidigung, aber auch Artillerieraketensysyteme, da diese sowohl zur Erstellung der Luftlage als auch zur (Vor-)Einweisung von Flugabwehrsystemen meist auf den Einsatz von Radar-Systemen aufbaut. Zur Aufklärung der Strahler werden alle verfügbaren ELINT-Systeme genutzt. Diese sind mit passiven Sensoren bestückt, die beispielsweise auf die Frequenzbänder der gegnerischen Radargeräte eingestellt werden. So kann sowohl der Typ als auch der aktuelle Standort dieser Systeme ermittelt werden. Ferner kann zeitnah festgestellt werden, in welchem Modus sich ein System befindet, ob es beispielsweise noch im „Such-” oder bereits im „Zielverfolgungsmodus” ist.